«Wertlos, so schien es ihm, wertlos und sinnlos hatte er sein Leben dahingeführt; nichts Lebendiges, nichts irgendwie Köstliches oder Behaltenswertes war ihm in Händen geblieben. Allein stand er und leer, wie ein Schiffbrüchiger am Ufer…In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist mit dem Fluß des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitgefühl, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig.» Hesse, Siddhartha
«Die erste Stufe der Befreiung erreicht derjenige, der «in den Strom» eintritt. Von demjenigen, der in den Strom eintritt, wird gesagt, dass er das Auge des Dharma (kosmische Intelligenz) geöffnet hat. Er hat die Samskaras (Konditionierungen) beseitigt, die eine Wiedergeburt in niederen Welten erzwingen.» Buddha
Spontan leben im flüchtigen Augenblick des Kairos
Spontan leben, frei von Zwängen und Konditionierungen sein, in jedem Augenblick der „authentischen Stimme“ folgen, die aus einer anderen Quelle schöpft, als der Verstand. Diese Quelle ist kosmischen Ursprungs, in Indien auch Akasha Chronik genannt, zugänglich in der Tiefendimension der Zeit, Deep Time, wie Chris Bache sie nennt. Die Griechen hatten einen Namen für diese Zeit, sie nannten sie Kairos. Nur im flüchtigen Augenblick des „Kairos“ leben wir spontan. Im chronologischen „Funktionieren-Müssen“, im Zeitdruck läuft das Leben in den Gewohnheitsmustern, in denen alles erstarrt. Wir sind besessen von unseren anachronistischen Überlebensprogrammen. Jetzt muss alles vorhersehbar sein, immer sicherer werden.
Druck verändert alles
„Druck verändert alles,“ sagt der Teufel zu Kenu Reeves im Film „Der Advokat des Teufels“ mit Al Pacino. Wir sind zur Zeit global ziemlich unter Druck. Wie soll man da spontan leben? fragt man sich zurecht. Kairos schön und gut, aber funktioniert das wirklich? Kairos funktioniert doch nur, wenn man allen Zwängen enthoben ist, wenn man frei ist von Funktionslogik und dem Druck des auf Nützlichkeit fixierten Wirtschaftssystem, mit seinen Wachstums- und Effizienzdogmen oder?
Wie entkommen wir den Zwangsmechanismen des „chronologischen-funktionieren Müssens“ und leben spontan, in der Leichtigkeit und Einzigartigkeit des Seins, ohne komplett aus dem „System“ herauszufallen? Was hindert uns daran, das Leben immer wieder frisch und neu zu erleben? Wie finden wir Zugang zu einer Lebensart, in der jeder Augenblick eine Intensität aufweist, die sich selbst genügt?
Eintritt in den Strom des Seins – Buddhas Stream-Enterer
Im „Strom“ zu leben bedeutet sein Betriebssystem zu erweitern, d.h. Zugang zur „kosmischen Intelligenz“ herzustellen, immer „Online“ zu sein und seine Infos aus dieser Dimension des Hyperraums zu beziehen. Das macht das Leben wahrlich spontaner, überraschender, magischer, weil immer wieder alles frisch und neu wahrgenommen wird, frei von alten Kognitionen. Siddhartha, Protagonist im gleichnamigen Roman von Hermann Hesse über das Leben des Buddha, lernt vom Fluss, vom Strom, er wird ein „Stream-Enterer“. Hesse benutzte die Metapher des Flusses für diesen kosmischen Strom. Bevor er zum Buddha wird, lernt Siddhartha vom Fährmann Vasudeva alles über den Strom. „Stream-Enterer“ wird man, indem man sein holographische Betriebssystem aktiviert, mit dem wir alle potentiell ausgestattet sind.
Das „Ticket“ in den Strom
Man transzendiert sein „kleines Ich“ und öffnet sich für die subtilen, energetischen Potentiale unseres somatischen Empfindungsvermögens. Das ist das „Ticket“ in den Strom. Es funktioniert nicht primär durch „Wissen“, sondern durch Ausdehnung in erweiterte Bewusstseinsdimensionen“. «Die Erfahrung, dass unsere Körper fest sind, ist eine Illusion. Wenn man sich in ein stark erweitertes Bewusstsein begibt (d.h. jenseits der Beschränkungen der wahrgenommenen Zeit und des Raums), wird die Festigkeit der Dinge als das gesehen, was sie ist – eine vorübergehende Manifestation von Licht und Energie, die durch eine Art von Selbsthypnose erzeugt wird, die aus unseren persönlichen Anhaftungen und unserer Fixierung auf Form und Verlangen entsteht.» Tom Kenyon
Vasudeva – der Fährmann Buddhas
Irgendwann wirst du zum Strom, zu dem Wesen, das alles umfassen kann, mit allem verbunden ist und doch grenzenlos, und Zugang zur Weisheit der kosmischen Intelligenz hat. Du kannst einen Blick in die Akasha Chronik werfen, die Scripts und Erfahrungen früherer Inkarnationen abrufen und besser deinen aktuellen Seelenplan verstehen. Hier wirst du selber zum Fährmann „Vasudeva“ , der alle die ihm begegnen auf natürliche Weise mit dem Strom in Berührung bringt, egal in welcher Rolle und in welcher Situation. Dein Mitgefühl, deine Gelassenheit und Ruhe werden immer willkommen sein, egal wo du bist. Als Stream-Enterer hast du, gemäss Buddha, den wichtigsten Schritt gemacht, um das endlose Rad der Wiedergeburten zu verlassen. Irgendwann wirst du auch die Rolle des Fährmannes loslassen und völlig frei sein. Frei sein vom Leiden, das war die zentrale Absicht Buddhas.
Wenn sich das Leben harmonisch entfaltet
Der „Strom“ hat seine eigene Intelligenz und entfaltet sich in seinem ihm eigenen Rhythmus und Zeitraum, den wir als Menschen nicht wirklich beeinflussen können. Diesen kosmischen Strom, der durch die Seele jedes Menschen fliesst, suchen wir immer wieder, wenn wir ihn einmal gespürt haben, denn er trägt die Signatur des ursprünglichen Selbst. Unser menschliche Avatar mag viele Irrwege gehen oder schmerzhafte Erfahrungen aufgrund seiner „Kurzsichtigkeit“ gemacht haben, die durch die Weisheit des „Stroms“ (Intuition) hätten vermieden werden können, schlussendlich setzt sich die Intelligenz des Hologramms durch. Sie hat die bessere Übersicht. Je intensiver man mit dem kosmischen Hologramm verbunden ist, umso weniger Friktionen treten auf, umso harmonischer entfaltet sich das Leben, spontan.
Der Weg ohne Anstrengung
Hier verwirklicht man das taoistische Prinzip des WuWei, den Weg ohne Anstrengung. Wenn du der Fluss bist, musst du ihn nicht mehr anschieben. Du lebst frei vom Druck der gesellschaftlichen Konventionen, Erwartungen und Zwänge, kannst spontan die Tiefendimension des Augenblicks ausloten und findest hier die Handlungsanweisungen für den nächsten Schritt oder die nächste Entscheidung, die in deinem Leben ansteht. „Die beste Vorbereitung für die Zukunft,“ sagte mir einst ein Lehrer, „ist die vollständige Präsenz in der Gegenwart.“ Die Verbindung mit dieser holistischen Intelligenz entwickelt sich dann mit der Zeit zu deinem dominanten Betriebssystem. Dieses handelt immer im Sinne des Ganzen, während das linkshemisphärische Betriebssystem primär von der Detailwahrnehmung, bzw. vom Eigeninteresse getrieben wird.
Zugang zur kosmischen Intelligenz
Der erste Schritt besteht im „Eintauchen“ in die energetische Qualität des Stroms. Hier lösen sich die Fixierungen an die dichteren Formen des Materiellen, limitierende Glaubenssätze und Konditionierungen auf. Wenn man in den subtilen Energiestrom eintaucht, wird das Körperempfinden um eine Dimension erweitert. Hier nehmen wir das elektromagnetische Feld des Körpers wahr. Die Kontemplation von Zuständen des Wohlgefühls, der Freude oder Stille werden zu Portalen in die subtilen Energiedimensionen des Stroms. Je mehr man sich von der Dichte des normalen Körpergefühl löst, umso klarer erkennt man, dass Bewusstsein sich auch vollständig vom Körper befreien kann. Sobald man sich primär in diesen Energiefeldern des Wohlgefühl aufhält, zum Strom wird, in immer erweiterte Dimensionen des Hologramms eintaucht, wird der Zugang zur kosmischen Intelligenz dauerhaft; man fühlt sich immer verbunden, verfügt über Orientierung und Klarheit aus einer zuverlässigen, inneren Führung.