«Post-Apokalypse» – die äussere Evolution ist abgeschlossen 

«Die Corona-Pandemie ist ein apokalyptisches Ereignis»
Apokalypseforscher Prof. Dr. Robert Folger, Universität Heidelberg

Jede Kultur ist ein Lebensentwurf, prägt das individuelle und kollektive Bewusstsein und formt es in eine ganz bestimmte Richtung – nach Innen oder nach Aussen. Nach Innen führt es zu Frieden, Verbundenheit und Respekt, bzw. in eine über den Egoismus hinausgehende, transpersonale Dimension. Nach Aussen gerichtet neigt eine Kultur zu Kriegen, Macht- und Herrschaftsstrukturen und zu dem was wir gemeinhin als materiellen Fortschritt bezeichnen. Nach Aussen waren wir die letzten Jahrhunderte sehr erfolgreich, allerdings mit vielen „Kollateralschäden“, wenn man an die beiden letzten Kriege des 20. Jahrhundert und die Kolonialgeschichte denkt. Im Grunde könnten wir es uns jetzt leisten, die innere Dimension wirklicher Verbundenheit (Einheit) zu erforschen, aber wir waren zu lange mit dem Aussen beschäftigt. Eine extravertierte Zivilisation ändert nicht so leicht die Richtung. Das geschieht in der Regel nur durch Krisen, wie Kriege, Seuchen oder Katastrophen.
Die 1½ Jahre Pandemie-Zwangspause haben das geschafft, was niemand für möglich gehalten hatte. Der Supertanker mit dem Namen „Wachstum“ wurde zeitweilig aufgehalten. Lieferketten brachen zusammen und sind beschädigt. Geschäfte sind pleite gegangen. Es gibt immer mehr leerstehenden Läden in den Städten. Das ist die rein wirtschaftliche Dimension. Darunter aber erodiert das alte Lebenskonzept, das Wachstums-Dogma. Der Mythos eines glücklichen Lebens durch Konsum, ständige Betriebsamkeit, steigende Produktivität und Karriere zersetzt sich mit atemberaubender Geschwindigkeit.

Eine Gesellschaft, die ihren Sinn verloren hat, ist dem Untergang geweiht.
Eine Gesellschaft, die ihren Sinn verloren hat, ist dem Untergang geweiht. Diese Gesetzmässigkeit gilt auch beim Individuum. Das Immunsystem eines Menschen, der seinen Lebenssinn verloren hat, degeneriert. Kein Wunder finden wir in den Ländern mit hohem Wohlstand eine enorme Zunahme an depressiven Erkrankungen. Ein Land wie Belgien mit 11 Mio. Einwohnern verbraucht pro Jahr 100 Mio. Packungen Antidepressiva. Wenn das Leben keinen Sinn mehr macht, erlischt auch der Lebenswille. Die Pandemie akzentuiert lediglich diese schon vorher latent vorhandene Entwicklung. In seinem Buch «Bullshit Jobs» konstatiert Prof. David Graeber (London School of Economics), dass ein Großteil heutzutage verrichteter Arbeit sinnlos ist und keinen gesellschaftlichen Nutzen erbringt. Dies führt zu massiven psychischen Problemen. Gräber schätzt das Ausmass sinnloser Tätigkeiten auf zwischen 40 – 60 Prozent.
„Wir haben uns zu einer Zivilisation entwickelt, die auf Arbeit basiert – nicht einmal auf „produktiver Arbeit“, sondern auf Arbeit als sinnlosen Selbstzweck. Wir sind zu der Überzeugung gelangt, dass Männer und Frauen, die nicht härter arbeiten, als ihnen lieb ist, und zwar in Berufen, die ihnen nicht besonders viel Spaß machen, schlechte Menschen sind, die der Fürsorge oder der Unterstützung durch ihre Gemeinschaft nicht würdig sind. Es ist, als ob wir uns kollektiv mit unserer eigenen Versklavung abgefunden hätten.“ Prof. David Graeber „Bullshit Jobs – Vom wahren Sinn der Arbeit“.

Post-Apokalypse – die äussere Evolution ist abgeschlossen
«Das eigentlich Interessante an der Apokalypse ist die Postapokalypse. Es geht nicht darum, zu sagen: Das ist jetzt alles schlimm, sondern: Was machen wir dann? Prof. Dr. Robert Folger

Die äussere Evolution ist abgeschlossen. Der nächste Schritt ist die innere Evolution, die Erforschung des menschlichen Bewusstseins. Die zentralen Fragen dieses neuen Narrativs werden sein: Wie können wir eine respektvolle Partnerschaft mit der Natur entwickeln? Wie erreichen wir wirkliche Menschlichkeit und welche Art von Bewusstsein, bzw. eines neuen Gesellschafts- und Lebensentwurfs, erzeugt ein optimales Zusammenspiel zwischen Gemeinschaft und Individualität? Auf welchen Werten wollen wir einen neuen Lebensentwurf aufbauen? Wie könnte eine Tätigkeit ausschauen, die sinnvoll ist, die mich begeistert und meine Lebensfreude stärkt? Welche Werte sind mir am wichtigsten und wie kann ich diese jetzt schon zum Ausdruck bringen? Was soll im Zentrum meines Lebens stehen?

Der Übergang zur Bewusstseinsgesellschaft

«Die Menschheit wird diese Art des Machtmissbrauchs, des Krieges, der Unterdrückung, Ausbeutung und Anhaftung nicht aufgeben, ehe nicht gewisse Anzahl von Menschen zu einem erweiterten Bewusstsein aufgewacht sind.» Ken Wilber

In einer Bewusstseinsgesellschaft steht Kooperation über dem Konkurrenzprinzip. Glaubens- und Überzeugungssysteme werden als relativ wahr erkannt und nie als absolut. In einer Bewusstseinsgesellschaft können wir uns erlauben, unterschiedlichste Wege und Strategien zu erforschen, um die persönliche und kollektive Lebensqualität zu verbessern. Die Entwicklung alternativer Heilmethoden, die Produktion gesunder Nahrungsmittel, der Aufbau regionaler Tauschkreise, die Entwicklung neuer Wohnformen und Schulmodelle, und viele andere Formen werden notwendig sein, um eine neue Zivilisation zu kreieren. Dabei spielt die Weiterentwicklung unseres Bewusstseins bzw. unserer Persönlichkeit eine zentrale Rolle, denn schon Einstein sagte: „Kein Problem kann auf derselben Bewusstseinsebene gelöst werden, auf der es entstanden ist.“ Das Ego-zentrierte Bewusstsein, das heute in der Gesellschaft dominiert, muss abgelöst werden, zugunsten eines erweiterten Bewusstseins, welches eigene Bedürfnisse miteinschliesst, sie jedoch nicht zum Mass aller Dinge macht.

Wer sind diese Pioniere?

»Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist.« Viktor Hugo

Der transpersonale Philosoph Ken Wilber hat in seinen Werken über die Entwicklung des Bewusstseins immer darauf hingewiesen, dass wir historisch in jeder Zeitepoche die Bewusstseinspioniere einer sich anbahnenden, neuen Epoche erkennen können, auch wenn diese vom jeweiligen Mainstream verfolgt, belächelt oder an den Rand der Gesellschaft gedrängt wird. Es sind die Innen-Gelenkten (Inner-Directed), die Kreativen (Cultural Creative), Querdenker, Therapeuten, Philosophen, Dichter, Musiker, Künstler, Mystiker und Meditierenden, die Hochsensiblen, es sind Menschen mit Herz und Mitgefühl, die ihren Egoismus überwunden haben, die diese neue Zivilisation der Bewusstseinsgesellschaft auf den Trümmern der alten, auf Macht, Konsum und Ideologien aufgebauten «Raubtiergesellschaft» errichten müssen.

«Neue Communities & Ecovillages», d.h. alternative Lebens- und Arbeitsgemeinschaften, werden dabei eine zentrale Rolle spielen. Die alten Lebensformen, jeder in seiner «Wohnbox», entsprechen nicht unseren wirklichen Bedürfnissen nach Zugehörigkeit und Interaktion. Auch wenn die Ansätze noch bescheiden sind, lohnt es sich einen Blick auf die Werte und Absichten bestehender Communities zu werfen. In ihnen spiegelt sich die Zukunft einer neuen Menschheit in der Toleranz, Menschlichkeit und Respekt vor der Natur integrale Bestandteile sind. Link zu Communities weltweit: https://www.ic.org/directory/maps/, https://ecovillage.org/projects/,

It`s community time…herzliche Grüsse

Ralph

Schreibe einen Kommentar