Der transpersonale Coach ist keiner bestimmten therapeutischen Methode oder spirituellen Tradition verpflichtet. Er wird nicht seine eigene Praxis dem Klienten „überstülpen“, auch wenn er vielleicht eine persönliche Präferenz hat. Die Wege in den transpersonalen Bereich der Heilung und der Potentialentfaltung mögen verschieden sein, aber schlussendlich ist das Ziel immer ein Ankommen im Hier und Jetzt, in der Präsenz des reinen Seins. Da ist nichts Persönliches mehr, das sich einem anderen auferlegen will, da die Erfahrung tiefer Präsenz über alle Konzepte und Beliefs hinausgeht.
Ken Wilber nennt diesen Zustand „flüssiges Bewusstsein“, einen Zustand, in dem man seine eigenen Beliefs nicht mehr glauben muss, das es keine Fixierung mehr in Bezug auf irgendeine Überzeugung gibt. Ebenso wie ich jeden Gedanken als relativ wahr einstufen kann, kann ich auch Methoden oder Philosophien als relativ angemessen einschätzen. Maslow wird der Ausspruch zugeschrieben: „ Wenn Dein einziges Werkzeug ein Hammer ist, fangen verdammt viele Sachen anzuschauen wie Nägel.“ Das bringt es genau auf den Punkt. Viele Berater oder Coachs benutzen den Hammer, der ihnen persönlich geholfen hat oder in den sie in ihrer Ausbildung viel Zeit und Geld investiert haben. Wenn der nichts nutzt, liegt das nicht an der Methode, sondern am Klienten. Will man als Coach diese Einbahnstrasse verlassen, ist man bereit für den transpersonalen Coachingansatz.
Der transpersonale Coach wird nicht durch die limitierenden Definitionen eines „Coachs“ oder einer „Person“ eingeengt. Der Schwerpunkt seines Handelns liegt in einer vollständigen Offenheit für die Wahrheit des Augenblicks, durch Verankerung in der Präsenz. Als Resultat entsteht eine natürliche Einfachheit, Authentizität und Klarheit, bzw. eines grundsätzlichen Annehmens Von-Dem-Was-Ist und spontan im Coach bzw. im Gegenüber entsteht.
Die Präsenz des transpersonalen Coachs erzeugt ein tieferes Gewahrwerden des eigenen Selbst und der Essenz des Kienten, welches den eigentlichen Heilungsprozess initiiert. C.G. Jung beschrieb Heilung als einen alchimistischen Prozess, der nur dann stattfinden kann, wenn sich Menschen essentiell begegnen. Wenn die Präsenz des Coachs stark genug ist, kann sie wie eine Initiation wirken, die dem Gegenüber einen ersten Geschmack eines Gefühls von Einheit vermittelt. Wichtigste Voraussetzung für den Coach ist, dass er offen genug ist, über den eigenen Verstand hinauszugehen und sich auf die Weisheit, die aus der Präsenz entsteht, einzulassen.
Die meisten ausgebildeten Coachs haben spezifische Methoden gelernt, wie aktives Zuhören, gewaltfreie Kommunikation, Körperarbeit, NLP, analytische Techniken, strukturiertes Vorgehen, Entspannungstechniken, oder anderen Methoden. Zentrale Frage ist aber nicht , welche Technik der Coach benutzt, sondern ob er oder sie offen genug sind, sich auf das zu fokussieren, was in jedem Augenblick wirklich stimmig ist und nicht auf das , was er oder sie als Coach besonders gut kann. Habe ich als Coach eine fixe Agenda oder ein Protokoll, das ich durchziehen muss, oder kann ich „völlig offen und unkonditioniert“ in eine Sitzung hineingehen? Der erste Schritt dazu ist die Bereitschaft still zu werden, in die Leere einzutauchen. Dadurch gelangt man in einen konzeptfreien Raum, in dem Kommunikation und Handeln spontan entstehen können.