«Warum die Realität akzeptieren? Die Ablehnung der Realität verändert die Realität nicht. Um die Realität zu verändern, muss man sie zuerst akzeptieren.» Prof. Marsha Linehan
„Grund des Leidens ist das Verhaftetsein an den Gedanken.“ Buddha
„Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben.“ Epiktet
Ein Großteil des Leidens geschieht nicht im Faktischen, sondern in dem, was wir gedanklich hinzufügen. Sowohl Buddha als auch der griechische Philosoph Epiktet, kamen vor mehr als 2000 Jahren zu dieser Einsicht. Die aktuelle neurologische Forschung zum Thema Depression unterstützt diese Erkenntnis. Je mehr wir uns im „Narrativen“, d.h. im inneren Dialog verlieren, umso tiefer geraten wir in eine Abwärtsspirale, die das Leiden verstärkt. Der Ausweg aus diesem Mechanismus, beginnt mit radikaler Akzeptanz und führt weiter in die Sinne, genauer gesagt, in den Fokus auf unsere sinnlichen Wahrnehmungskanäle, weg vom Denken.
Mentale Loops sind toxisch
Die automatische Reaktion, unangenehme Empfindungen vermeiden zu wollen, ist zwar verständlich, führt jedoch tiefer in mentale Loops von Selbstzweifeln, Ängsten, Ärger oder Vorwürfen gegen den Auslöser. Je mehr man versucht das unangenehme Gefühl zu verdrängen, umso stärker wird der negative, innere Dialog angeheizt. Es läuft gewöhnlich so ab: Wenn ein Problem auftaucht, trennen wir uns als erstes vom unangenehmen Gefühl (somatisches Empfinden) und gehen in den Kopf, auf der Suche nach Strategien, um das „heiße Eisen“ so schnell wie möglich los zu werden; verständlich, so die Aussage der Forschung, aber der falsche Ansatz. Die aktuelle, neurologische Forschung (Prof. Norman Farb) zeigt auf, dass die Abwärtsspirale in eine Depression umso stärker wird, je mehr die sinnlich- sensorische Wahrnehmung abgeschaltet wird.
„Sinnliches explorieren“ reduziert toxische Selbstgespräche
Wenn wir stattdessen sinnliche Empfindung „explorieren“, z.B. das unangenehme Gefühl nicht verdrängen, sondern mit Neugier sensorisch erforschen, erfahren wir ungleich viel mehr, als wenn wir sofort ins Denken ausweichen. Im Kopf nämlich werden im Bruchteil von Sekunden die alten Algorithmen aus ähnlichen Erfahrungen inkl. der dazugehörenden Emotionen (Trigger) reaktiviert, die Öl ins Feuer gießen und zielsicher in die Abwärtsspirale führen.
Radikale Akzeptanz
Voraussetzung für diese „sinnlich-explorative“ Art des Vorgehens ist psychologischer Abstand. Der lässt sich nicht so einfach auf Wunsch herzustellen, insbesondere wenn negative Emotionen „Druck machen“. Radikale Akzeptanz ist paradoxerweise einer der ersten und wichtigsten Schritte um psychologischen Abstand herzustellen; dies ermöglicht uns nicht impulsiv handeln zu müssen, sondern „innezuhalten“, das ungelöste Problem für einen Moment „stehen zu lassen“, statt in hektische Betriebsamkeit zu verfallen. Radikale Akzeptanz entbindet uns vom unmittelbaren Handlungsdruck und schafft einen psychologischen Raum der Freiheit, wie Viktor Frankl ihn nannte, den Raum zwischen Impuls und Handlung.
Seine Nerven nicht verlieren
Es gibt verschiedene, sinnlich-explorative Strategien, was man nebst radikaler Akzeptanz in belastenden Momenten tun kann, um seine Nerven nicht zu verlieren und die alten toxischen Muster zu durchbrechen. Mehr dazu erörtern wir in unserem Vortrag Donnerstag den 7. November um 19:00 Uhr im Haus am See in Berlingen, bzw. vertiefen wir in den u.a. Seminaren und Ausbildungen.