Innere und äussere Transformation

DevaEs ist offensichtlich, dass wir in einer Zeit fundamentaler Transformation leben. Diese Transformation umfasst alle Ebenen unseres Daseins, insbesondere die Ebenen des individuellen und kollektiven Bewusstseins. Der Buddhismus spricht in diesem Zusammenhang von der Überwindung der fünf Gifte des Bewusstseins: Gier (Anhaftung), IgnoranzÄrgerNeid und Stolz. Dass uns die Gier von Bankern an den Rand des wirtschaftlichen Zusammenbruches geführt hat, ist ebenso evident, wie die Tatsache, dass sich das dahinter stehende Bewusstsein bin jetzt nicht geändert hat. Das selbe geldgierige Denken, das auch die Weltwirtschaftskrise von 2008 ausgelöst hat, prägt nach wie vor das Bewusstseins nicht nur der Schlüsselfiguren in der Weltwirtschaft, sondern unser gesamtes kollektives Bewusstsein.

Ignoranz: Wir ignorieren nach wie vor die eigentlichen Ursachen dieses Denkens und Handelns, nämlich die Tatsache, dass wir in einem holistischen Universum leben, in dem jede unserer Handlung Auswirkungen auf das Ganze hat. Solange wir die grundsätzliche Verbundenheit allen Lebens nicht erkannt und inkarniert haben, sodass sie uns zur primären Natur wird, handeln wir aus unserer egoistischen, kurzsichtigen Selbstbezogenheit heraus. Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, dass die Wirtschaft beispielsweise nicht an Nachhaltigkeit interessiert ist, auch wenn die Statements von Politikern und Wirtschaftsführer oft Nachhaltigkeit als wichtiges Faktor erwähnen. Wieso? Wirkliche Nachhaltigkeit würde Produkte erzeugen, die sich durch eine lange Lebensdauer, sprich Haltbarkeit auszeichnen: Glas, das nicht bricht; Schuhe, die 10 Jahre halten; Elektronik, bei der nur Bausteine ausgewechselt werden; Kleider, die natürlich und haltbar sind; Glühbirnen, die 50 Jahren halten; Materialien, die immer  wieder verwendet werden können; etc. All das ist möglich und wäre tatsächlich nachhaltig, aber es würde den Konsum massiv drosseln, die Konsumgesellschaft letztlich auflösen und, falls es uns gelingt, diese in eine nachhaltige Bewusstseinsgesellschaft transformieren.

ÄrgerNeid und Stolz sind Eigenschaften einer defizitären Ich-Struktur, die sich nur dadurch entwickeln konnte, dass wir ein Erziehungs- und Bildungssystem erschaffen haben, welches die wirklichen Talente und Begabungen von Menschen nicht fördert, bzw. uns nicht beibringt, wie wir mit den zwischenmenschlichen Aspekten des Lebens umzugehen: Wie stelle ich gute Beziehungen her? Wie löse ich Konflikte auf eine Art und Weise, dass niemand verliert? Wie gehe ich mit Gefühlen, wie Ärger, Eifersucht oder Traurigkeit um? Wie arbeite ich alte Wunden aus der Vergangenheit auf? Wie lerne ich zu verzeihen?  All diese wirklich wichtigen Dinge im Leben lernen wir nicht in Schulen oder Universitäten. Das ist absurd. Wenn wir zudem Menschen ermöglichen würden, ihre Talente zu identifizieren und in der Umsetzung ihrer natürlichen Begabungen Erfüllung zu finden, müssten sie sich weder mit anderen vergleichen, noch sich mit ihrem Stolz über andere stellen.

Der Ursprung dieser fünf „Gifte“ sind alte, mentale Muster (Konditionierungen), die natürlich das entsprechende Handeln eines „hirnlosen, gierigen Zeitgenossen“ auslösen. Solange wir nicht zum Kern unseres Wesen, unserer authentischen Eigenfrequenz – im Buddhismus nennt man sie die Buddha-Natur – vordringen, bleiben wir in diesen alten Denkmustern gefangen.  In der Shaolin-Tradition erfolgt die Überwindung des Anhaftens, des ersten der fünf Bewusstseinsgifte, durch Anrufung von Amitabha, dem Buddha des Mitgefühls. Frei von Begierde, erkennst du klar das Geheimnis.  In Begierde verstrickt,  siehst du nur die Erscheinungsformen. LaoTse

Amitabha ist der vierte kosmische Buddha in der chinesischen „Schule des Reinen Landes“ (Ching-t’u), die am meisten bekannte Schule innerhalb des Mahayana Buddhismus, die sich im 7. Jahrhundert in China ausbreitete. Amitabha ist der Buddha des umfassenden Mitgefühls. Er repräsentiert absolute Stille und Ruhe und setzt sich ein für die für die Befreiung aller Wesen. „Seine wichtigste Erleuchtungstechnik ist die Vorstellung der umgebenden Welt als das Reine Land (Paradies). Wer die Welt als Paradies, als Land des reinen Bewusstseins begreift, erweckt dadurch die Erleuchtungsenergie in sich. Seine Welt als Land des Paradies sehen kann man durch einen entsprechenden positiven Gedanken  oder indem man allen Wesen Licht sendet.“ Viele Teilnehmer der Shaolin Seminare, die ich über die letzten sechs Jahre mit meinem Partner und Shaolin Mönch Shi Yan Bao, durchgeführt habe, fragten mich oft: “ Was bedeutet Omitofu, der Segen, mit dem Yan Bao die QiGong oder TaiChi Übungen immer begann? Es ist das Einladen genau dieser Energie des Amitabha, welche die innere Transformation in uns unterstützen kann. Es ist ein einfacher Zugang zur Buddhanatur, die den Ort der tiefsten Stille in uns eröffnet.

In dieser Stille entsteht Leere, und aus der Leere entsteht Mitgefühl auf natürliche Art und Weise. So werden die fünf „Gifte“ intrinsisch überwunden. Aus Ignoranz – wird allesdurchdringende Weisheit.d.h. ein zuverlässiger Zugang zur Intuition. Aus Ärger wird spiegelgleiche Weisheit, das bedeutet eine klare Erkenntnis, dass nichts ausserhalb von mir für meinen Ärger verantwortlich ist, sondern nur ich selbst. Ärger ist eine konditionierte Reaktion, die versucht das Gefühl von Angst und Ohnmacht zu vermeiden. So erhält man eine „unverfälschte Sicht auf die Wahrheit“, wie man es im Buddhismus nennt. Gier transformiert sich in die differenzierte Wahrnehmung oder Weisheit, das man alles ist und mit allem verbunden ist. Wenn ich alles bin und mit allem verbunden bin, ist Gier absolut sinnlos. Neid und Eifersucht wird durch die „Alles Vollendende Weisheit“ zu einem Gefühl, dass mir zeigt, in welchen Bereichen ich nicht vollständig bin. Da ich in der Buddha-Natur mit allen Wesen verbunden bin, wird Neid ebenso wie Stolz hinfällig durch die präsente „Weisheit der Wesensgleichheit“, d.h. die eigenen Fähigkeiten werden auf andere Menschen übertragen.

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