« Wenn Du einen Weg ohne Hindernisse findest, führt er wahrscheinlich nirgendwo hin » Es gibt ein tibetisches Sprichwort, das besagt, dass Hindernisse nicht die Dinge sind, die unseren Weg blockieren, sondern dass sie der Weg sind. Das gleiche gilt für Krankheit. Gesundheit entsteht nicht durch Verdrängung von Krankheit, sondern durch ihre erfolgreiche Überwindung; das betrifft sowohl den körperlichen als den seelischen Bereich.
Wir wachsen am meisten durch unser Versagen, nicht durch Erfolg. Erst wenn wir uns auf einer tieferen Ebene mit den Widerständen, die uns das Leben scheinbar zufällig offeriert, auseinandersetzen, erkennen wir die unerlösten Anteile unseres Selbst. C.G. Jung nannte diese unerlösten Anteile die Schattenaspekte der Seele. Die Integration des Schattens ist oft der erste Schritt zur Heilung. Es bedeutet, die verlorenen Anteile zurückzuholen, um wieder „ganz“ werden. Alles andere ist Symptombehandlung, d.h. ein Aufschieben der „Erlösung“ dieser Anteile auf einen späteren Zeitpunkt.
Diese Schattenanteile sind als unbewusste Beliefs in Form neuronale Verbindungen und energetisch im Körperbewusstsein abgespeichert. Meist in Zeiten von extremem Stress, wenn wir dünnhäutig sind, drängen sie an die Oberfläche. Aber auch dann, wenn wir eigentlich Zeit hätten, uns zu entspannen und loszulassen, können sie sich bemerkbar machen. In einer körperlichen Krankheit dann haben wir oft keine Wahl mehr, ob wir uns seelisch bzw. energetisch mit den Schattenaspekten auseinandersetzen wollen oder nicht, der Schatten hat sich physisch manifestiert.
Eines der besten Instrumente für die seelische Schattenintegration, das ich in den letzten 30 Jahren kennengelernt habe, ist das Enneagramm – die neun Typen der Persönlichkeit. Das Enneagramm ist ca. 1500 Jahren alt und stammt von den Mystikern des Islam, den Sufis. Sie nutzen es, um einen Schüler auf die innere Reise vorzubereiten und ihm aufzuzeigen, mit welchen Widerständen auf dem Weg zur Befreiung er zu rechnen hätte. Das Enneagramm zeigt vor allem auf, wo wir uns in einer Form von Einseitigkeit verlieren, bzw. dass unsere grösste Stärke gleichzeitig auch unsere grösste Schwäche ist. Wer immer genau und präzise sein muss, wird zum Perfektionisten. Wer darauf fokussiert ist, anderen immer helfen zu müssen, vergisst seine eigenen Bedürfnisse. Wer nur auf Erfolg programmiert ist, wird zum eitlen Narzissten, etc. Die Kernbotschaft des Enneagramm ist Einseitigkeit zu vermeiden, bzw. alle Aspekte der Seele inkl. des Schattens zu erforschen, denn die Seele, so C.G. Jung will Ganzheit.
In den 80iger Jaheren begannen auch die Jesuiten dieses Instrument zu nutzen, um einen Novizen in den Orden aufzunehmen. In den 90iger Jahren dann gab es eine regelrechte Schwemme von Eneagrammbüchern. Nachdem es exzessiv vermarktet worden ist, ist es wieder ruhig geworden um dieses kostbare Instrument. Falls Sie hier weiterforschen wollen, empfehle ich Ihnen mein Seminar „Das transpersonale Selbst“ oder die „Ausbildung zum transpersonalen Coach“ zu besuchen. In beiden Seminaren ist Schattenintegration und das Enneagramm ein integraler Bestandteil. Einer der angenehmen Nebeneffekte von Schattenintegration über das Enneagramm, ist das Anwachsen von Humor in bezug auf die eigene Person und eine grössere Toleranz gegenüber den Eigenarten unserer Mitmenschen.
Körperliche Gesundheit ist aus meiner Sicht das Ergebnis einer optimalen Beziehung zwischen den verschiedenen Aspekten des Selbst: physisch, emotional, mental und seelisch. Heilung kann auf jeder Ebene ansetzen, entsteht aber -wie Krankheit auch – zunächst auf den subtileren Ebenen (emotional, mental & seelisch). Je mehr es sich dann verdichtet und physisch wird, umso anspruchsvoller wird es, nachhaltige Veränderungen herbeizuführen. Meine Erfahrung hat mich gelehrt, alle Ebenen zu berücksichtigen, auch wenn ich weiss, dass die Ursachen meistens auf der seelischen Ebene ihren Ursprung haben.
Für diejenigen, die nicht in Kontakt mit ihrem Unterbewusstsein und den intuitiven Fähigkeiten der rechten Gehirnhälfte sind, d.h. die, die nur ihrer Logik vertrauen, bleiben in der Regel nur die rein physischen (chemischen) Massnahmen der Pharmaindustrie und das Vertrauen in die Selbstheilungskräfte des Körpers.
Für diejenigen, die bereits einen guten Zugang zu ihrem Unterbewusstsein und ihren intuitiven Fähigkeiten haben, beginnt der Prozess der Schattenintegration. Sie verfügen meist schon über eine grössere Werkzeugkiste. Sie spüren, mit welcher Strategie und bei welchem Arzt oder Naturheiler sie Lösungen finden können, was sie essen und was sie vermeiden sollten, welche Lebensgewohnheiten sie ändern und welche neu in den Alltag integrieren müssen, bzw. welche Veränderungen das Leben von ihnen erwartet, um den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung zu machen.
Auf der nächsten Stufe finden wir Menschen, die alle Ebenen des Seins integriert haben. Das schliesst Logik und Intuition, physische Übungen und Energiearbeit, seelische Reinigung von alten Mustern, Schattenintegration und Vertiefung des Loslassens mit ein. Dazu gehört auch, dass man sich Hilfe und Unterstützung auf den transpersonalen Ebenen des Bewusstseins holen kann: in Träumen, beim Archetypen des inneren Heilers, dem höheren Selbst oder spirituellen Helfern. Je häufiger man auch diese Ressourcen nutzt, die jedem von uns grundsätzlich zur Verfügung stehen, umso mehr macht man die Erfahrung, vom Universum getragen zu werden. Die daraus entstehende Heilung, heilt nicht nur den Körper, sondern vor allem die Seele. Diese Art der Heilung ist eine der tiefsten und schönsten Erfahrungen, die man als Mensch machen kann. Es ist ein Ankommen in sich Selbst, in einem Gefühl der Einheit, in der sich die Dualität zwischen mir und der Welt auflöst.